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GUT ZU WISSEN - Die wichtigsten Segelmanöver*
Wende
Die Wende bezeichnet das Segelmanöver, bei dem der Bug des Schiffes durch den Wind gedreht wird,
das Schiff also kurzzeitig entgegen der Windrichtung steht. Ziel ist es, nach der Wende einen
Kurs fahren zu können, bei dem der Wind von der anderen Seite kommt. Vor Beginn der Wende fährt
das Schiff einen sog. Amwindkurs, d.h. der Wind kommt schräg von vorn. Als nächstes wird das
Schiff so gesteuert, dass der Bug durch den Wind dreht, der Wind also anschließend von der
anderen Seite kommt. Die Segel wechseln dabei von der einen (windabgewandten) auf die andere
(wiederum windabgewandte) Seite. Die Kommandos bei der Durchführung einer Wende lauten:
Steuermann: "Klar zur Wende" (Vorbereitung zur Durchführung einer Wende treffen)
Besatzung: "Ist klar" (Vorbereitungen abgeschlossen)
Steuermann: "Ree" (Wende wird eingeleitet)
Steuermann: "Über die Fock"
Je nach Schiffstyp verliert man während der Wende deutlich an Schwung, da der Vortrieb durch die
Segel fehlt. Dabei kann die Ruderwirkung so stark nachlassen, dass es schwierig wird, den Bug
überhaupt durch den Wind zu drücken. Dann kann es helfen, die Fock einige Zeit „back“ zu halten,
das heißt, sie noch nicht auf die andere Seite zu ziehen. Sie fällt dann ein, drückt in die Wanten
und schiebt den Bug in Richtung des neuen Kurses. Sie wird erst auf die neue Seite geholt, wenn der
gewünschte Kurs fast erreicht ist. Moderne Segeljachten können deutlich höher am Wind fahren als
50 Grad. Selbst die alten Rahsegler schaffen teilweise Winkel von 60 Grad am Wind. Dann ist es
durch mehrere nacheinander durchgeführte Wenden möglich, gegen den Wind anzukreuzen.
Dabei nähert man sich einem Ziel, das entgegen der Windrichtung liegt und das man nicht auf
direktem Wege erreichen kann, durch viele kleine Schläge an. Das Aufkreuzen ist ein Standard-
manöver und gerade bei Regatten wettkampfentscheidend.
Halse
Die Halse bezeichnet das Segelmanöver, bei dem das Heck des Schiffes durch den Wind gedreht wird,
das Schiff also kurzzeitig in die gleiche Richtung fährt, in die der Wind weht. Das Ziel ist das
selbe wie bei einer Wende: man möchte in eine neue Richtung fahren, bei der der Wind von einer
anderen Seite weht als auf dem alten Kurs. Vor Beginn der Halse fährt das Schiff auf einem sog.
Vorwindkurs, d.h. der Wind kommt schräg von hinten (achtern).
Bei einem Vorwindkurs sind die Segel gewöhnlich weit aufgefiert, d.h. sie stehen nahezu senkrecht
zur Mittschiffslinie. In der Halse wird der Kurs des Schiffes so geändert, dass die Segel auf die
andere Seite umschlagen und der Wind von der anderen Seite von achtern kommt. Um die Wucht, die
beim Umschlagen der Segel entwickelt wird, zu minimieren, wird das Großsegel vor der Halse dicht
geholt. Dann kann das Segel nicht so viel Schwung nehmen, bevor es in die Schot fällt. In dem Moment,
in dem das Segel übergeht, wird die Schot zusätzlich gefiert, um die Kraft, die auf Schot und
Segel wirkt, weiter zu verringern. Unter Wettkampfbedingungen kann auf einer Jolle eine Halse auch
durchgeführt werden, in dem der Steuermann die Großschot in der Nähe der Baumnok fasst und das
Segel mit der Hand von der einen Seite auf die andere führt. Solche Powerhalsen erforden aber viel
Übung und Erfahrung und sollten erst bei schwachem Wind geübt werden. Die Gewalt, die ein unkontrolliertes
Überschlagen des Großbaums entfalten kann, ist beträchtlich. Auf einer Jolle führt eine unsachgemäße
Halse nicht selten zu einer Kenterung. Auf einer Jacht erhöht sie den Verschleiß des Materials
beträchtlich und kann im Extremfall zu Schäden im Rigg führen. Außerdem stellt der Baum eine
ernstzunehmende Gefahrenquelle für die Crew dar. Eine solche Halse sollte vermieden werden und nur
in absoluten Ausnahmefällen, etwa einem Mann-über-Bord-Manöver, durchgeführt werden.
Das Boot fährt auf Vorwindkurs mit aufgefierten Segeln; die Mannschaft sitzt auf der windzugewandten
Seite. Der Ablauf der Halse und die Kommandos sind folgende:
Steuermann: "Klar zur Halse" (Vorbereitungen zur Durchführung einer Halse treffen)
Besatzung: "Ist klar" (Vorbereitungen abgeschlossen)
Das Großsegel wird dichtgeholt
Steuermann: "Rund achtern" (Einleitung der Kursänderung durch Ruderlegen)
Der Wind greift hinter das Großsegel und bringt es auf die andere Seite; Fock kommt über. In diesem Augenblick
wird das Großsegel schnell aufgefiert und kurz Gegenruder gelegt, um das Boot zu stabilisieren. Die Mannschaft
wechselt auf die andere Seite.
Q-Wende
Von einer Q-Wende wird gesprochen, wenn bei einer Wende eine Kursänderung um mehr als 180° erfolgt und
daher der vorher anliegende Kurs gekreuzt wird. Der Name ist von der Form des Buchstaben Q abgeleitet,
allerdings werden die Formen Kuh-Wende und Q-Wende heute in der Literatur gleichberechtigt verwendet.
Die Q-Wende wird grundsätzlich aus einem Raumwindkurs heraus ausgeführt. Sie ist das klassische unverzügliche
Rettungsmanöver bei Mann über Bord. Die Q-Wende erlaubt es ohne weitere technische Hilfsmittel etwa an der Stelle
wieder anzukommen, wo das Manöver begonnen wurde – also etwa da, wo der Überbordgegangene im Wasser treibt.
Bei widrigen Verhältnissen (Starkwind, unerfahrene Crew) kann die Q-Wende außerdem statt einer riskanteren Halse
gesegelt werden. Früher stand die Bezeichnung Kuh-Wende für ein Halsemanöver schwer manövrierbarer Rahsegler,
das bei Starkwind ausgeführt wurde. Versagte das Wendemanöver auf Kreuzkurs, da das Schiff nicht durch den Wind
ging, wurde stattdessen abgefallen, ein Halsemanöver durchgeführt und wieder angeluvt.
Beidrehen und Beiliegen/Segelmanöver Beiliegen
Das Beiliegen ist ein Zustand, in dem das Boot mit geringster Fahrt und etwas Abdrift relativ ruhig liegt. Um Beizuliegen
fährt man eine Wende, läßt jedoch das Vorsegel bak stehen und steuert gegen (Bug wieder in den Wind)und hält oder fixiert
das Ruder in dieser Stellung. Das Großsegel wird ganz aufgefiert. In Lee entsteht dadurch ein Totwasser, welches zum
Bergen einer Person dienen kann.
Mann über Bord/Boje über Bord
Das Mann-über-Bord-Manöver dient dazu, eine über Bord gefallene Person wieder aufzunehmen (mittlerweile gibt es
auch die Bezeichnung Person über Bord. Auf manchen GPS-Geräten existiert dann eine Person-over-Board-Taste statt
eine Man-over-Board-Taste.). Es ist das wahrscheinlich komplizierteste Standardmanöver, aber immens wichtig.
Das Mann-über-Bord-Manöver sollten immer mehrere Personen an bord fahren können und nicht nur der Skipper alleine.
Das Manöver kann bequem mit einem Fender oder einer alten Rettungsweste geübt werden, es ist also nicht notwendig,
ein Crewmitglied für Testzwecke zu opfern. Dabei sollte man ein paar Punkte beachten: ein Fender oder eine
Rettungsweste ist deutlich leichter als eine Person, die je nach Größe und Geschlecht zwischen 50 und 100 Kilo
wiegen kann. Und ein Fender erfriert auch nicht im Wasser. Im Frühjahr und im Herbst können die Temparaturen
so niedrig sein, dass nur wenige Minuten für die Rettung zur Verfügung stehen, bevor die Person unterkühlt. Dadurch
erschwert sich das Manöver unterrealen Bedingungen noch einmal. Bei diesem Manöver hat man zwei Optionen zur Auswahl,
die je nach Situation angewandt werden:
Mann über Bord mit Q-Wende: Wird meist bei stärkerem Wind angewendet, da man sich ziemlich schnell vom
Opfer entfernt und mit einer Halse schwer zurrückkommen würde. Nachteil der Q-Wende ist, das sie deutlich mehr Platz
und Zeit benötigt. Hierbei wendet man soweit, dass man seine vormalige Fahrlinie kreuzt, fällt dann ab und fährt einen
Aufschießer, so dass das Boot neben der Boje (oder Perosn) zur Ruhe kommt.
Mann über Bord mit Halse: Wird meist bei schwachem Wind angewand, da eine Halse komplizierter als eine Wende ist
(zumal bei "verlorenem" Vorschoter) und zudem die Gefahr droht zu weit abzufallen. Hierbei fällt man ab, halst und fährt
einen Aufschießer, so dass das Boot neben der Boje (oder Person) zur Ruhe kommt.
Aufschießer
Ein Aufschießer beschreibt ein Manöver, bei dem das Boot mit dem Bug voraus in den Wind gestellt wird und nach einigen
Meter anhält. Diese Manöver kann dazu verwendet werden, um beispielsweise eine über Bord gegangene Person wieder an Bord
zu holen oder eventuell gerissene Tampen zu flicken.
Anlegen am Steg
Das Anlegen am Steg unter Segeln gestaltet sich exakt wie ein Aufschießer. Bei unerfahrenen Seglern sollte jedoch immer
ein Bootshaken bereitgehalten werden.
Ankern
Beim Ankern wird ein Aufschießer gefahren. Wenn das Boot zur Ruhe gekommen ist, kann der an Bord befindliche Anker,
der an einem nicht schwimmfähigen Seil oder einer Kette befestigt ist, abgelassen oder ausgeworfen werden. Das Seil
(bzw. die Kette) sollte allerdings mindestens die 4fache (bei Verwendung einer Kette) bzw. 7fache (bei Verwendung einer
Leine) Wassertiefe als Länge haben, damit das Boot daran frei schwojen kann. Man sollte jedoch, weil vor allem die Kette
das Boot hält und der Anker nur die Kette festhält, soviel, wie als Schwojkreis vertretbar ist, an Trosse auswerfen.
Zudem sollte man seine Ankerleine mit einer Boje kennzeichnen, da andere Boote sich sonst evt. darin verfangen könnten.
*Auszug aus http://de.wikibooks.org/wiki/Segeln
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Segeln/Manöver aus Wikibooks. Wikibooks ist eine freie Lehrbuchsammlung, die unter
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